Ansichten eines fast normalen Bürgers |
Ein Hirnlüftchen von hajo. Dreyfuß |
DbD - dhkP
oder:
Sinnloses wird sinnvoll, wenn man es nur oft genug wiederholt.
Sinnloses wird sinnvoll, wenn man es nur oft genug wiederholt.
Sinnloses wird sinnvoll, wenn man es nur oft genug wiederholt.
Sinnloses wird sinnvoll, wenn man es nur oft genug wiederholt.
…
Wir erinnern uns: 1935 erfreute erfreute die NSDAP Ludwigshafen einen verhinderten Kunstmaler (der sich erfolgreich aufs Granteln verlegt hatte) mit einem selbstgemalten Bildchen und einem kleinen Sinnspruch. Beides war von so…, äh… eigener Qualität, daß es dem so Geehrten genug Gelegenheit bot, sich überlegen zu dünken. Nachdem die plumpe Schmeichelei ihren Zweck erfüllt hatte, wurden die peinlichen Machwerke diskret entsorgt. Nur ein kleines Foto erinnert noch an die damalige – durchaus zeitgemäße – Entgleisung guten Geschmacks.
Dabei hätte es bleiben können. Aber je dümmer eine Idee ist, desto öfter wird sie irgenwem kommen. Und wirklich: Genau 70 Jahre später taucht sie wieder in der Öffentlichkeit auf. Natürlich heißt das Ganze jetzt nicht mehr altbacken Sinnspruch, sondern Slogan, es ist auch nicht mehr Propaganda, sondern neudeutsch Social Marketing, und der Krempel richtet sich auch nicht mehr an den Gesunden Volkskörper, sondern an den mündigen Bürger. Also alles ganz neu und irgendwie ungemein originell. Natürlich sahnt dieser Ausbund kreativer Genialität auch nicht etwa bei irgendeinem unwichtigen Lyrik-
Man erträgt die einschmeichelnde Dudelei mit dem wohltemperierten Pathos wirklich gern. Denn dort, wo die Kampagne stattfindet, wäre sonst nervende Werbung. Zwar wird die unterschwellige Botschaft ("Du bist das Problem. Beweg Deinen Hintern.") durchaus wahrgenommen. Wir sind ja nicht blöd. Aber wenn das Ganze so schön bluna einherkommt, sind wir auch gerne mal ein bißchen deutschland.
Wenn wir alle Deutschland sind, dann sind unsere Kinder – na klar – auch Deutschland. Eine derart naheliegende Folgerung kennen wir schon aus dem Film "Das Leben des Brian": "Ich bin Brian! Und meine Frau ist auch Brian!". Für die Wiederfinder des Slogans hat diese Erkenntnis offenbar etwas erfrischend Neues. Und entweder haben die Heroen auf dem Olymp des Marketing Campaignment keinen Zugang zu Flickr, oder sie wurden nicht laut genug ausgelacht. Jedenfalls braucht es diesmal nicht siebzig, sondern nur gut zweieinhalb Jahre, bis der Slogan wieder durch alle Medien geistert. Diesmal sind wir den Campagneros nicht kinderlieb genug, und sie lassen es uns mit 37 Plakaten, 4 Postkarten, 9 Fernseh- und 16 Radiospots wissen:
Nun ist diese unsere Nation zwar nicht als übermäßig kinderfreundlich verschrien. Aber vielleicht kommt das weniger daher, daß wir unsere kleinen Quälgeister nicht genug lieb hätten. Sondern vielleicht eher daher, daß Firmen zu sehr ans Verdienen denken und Papa Staat zu sehr ans Sparen bei den Schwachen. Aber das werden wir den ehrenwerten Initiatoren der Kampagne nicht erzählen. Sonst lassen sie die das schmeichelnde Hudeldudel ganz schnell bleiben, und stattdessen kommt Werbung.
Da es uns mündigen Bürgern allerdings nicht zusteht, Staatsaufgaben zu erfüllen und Kapitaleignern einen Sinn für Verantwortung beizubringen, nutzen wir – ganz legal – die Gelegenheit, für unsere Schätzchen eine hübsche Sammlung gekonnter Liebeserklärungen von der Webseite der Kampagne zu mopsen.
Und wir freuen uns schon auf die nächsten Kampagnen. Noch ein paar hundert Anzeigen, Webseiten, Werbespots, Aufkleber und so weiter, dann sind auch Hund, Katz und Meerschwein Deutschland. Kaktus und Gummibaum ebenso, und auch die Möbel heißen nicht mehr Bölk und Knar. Bald braucht niemand mehr ein Namensgedächtnis, und die Sprache wird schlumpfiger. Wenn dann schließlich auch alle Straßen und Wälder und Berge Deutschland heißen, und die lieben Wolken auch, und wir alle freundlich per Du miteinander und sagenhaft motiviert sind, dann …
Dann nennen wir das Ganze Deutschlandland.
Dezember oo7 |