Ansichten eines  fast  normalen Bürgers
Victor Hugbald im Gespräch mit hajo. Dreyfuß
Abenteuer Weltraum
Challenger
zerlegt sich
beim Start Columbia
landet in
Bröckchen Cassandra
verteilt sich
im Orbit
startet nicht   landet nicht   antwortet nicht
28. Januar 1986 Die Raumfähre "Challenger" explodiert beim Start.
Die Besatzung verbrennt ohne nennenswerte Rückstände.
Die Feiern für die "erste Frau im Weltraum" werden verschoben.
1. Februar 2003 Die Raumfähre "Columbia" zerreißt beim Landen.
Die Besatzung wird in viele kleine Stückchen gerissen.
Die Astronauten werden gleichsam "teilweise" beerdigt.
31. Januar 2009 Die Raumfähre "Cassandra" zerbirst in der Umlaufbahn.
Die Besatzung verteilt sich still in alle Himmelsrichtungen.
Das Abenteuer geht weiter.
VH :Die dritte Meldung ist zwar frei erfunden ...
hajo. :... in dieser oder ähnlicher Form ist sie aber nicht nur möglich, sondern sehr wahrscheinlich. Mich wundert daran eigentlich nur das Datum. Das scheint mir doch etwas sehr großzügig geschätzt.
VH :Wenn die betagten Raumfähren aus den guten alten 70er Jahren nicht sehr bald durch neuere Modelle ersetzt werden, könntest Du recht behalten.
hajo. :Derzeit würde ich wohl lieber per Flugzeug als per Shuttle reisen. Aus statistischer Sicht wäre mein Leben erheblich sicherer.
VH :Ist die Menschheit denn überhaupt schon reif für die unendlichen Weiten des Weltraums?
hajo. :Wäre ich die Menschheit, würde ich Dir wohl entgegnen:
"Ich war es schon, als ich zum ersten Mal die Sterne sah."
VH :Zugegeben: Menschen sind neugierig. Wenn sie etwas erkunden können, tun sie es auch ...
hajo. :... und wenn etwas technisch möglich ist, wird es auch prompt umgesetzt. Wer an der Entwicklung einer neuen Technologie umkommt, stirbt immerhin als Held. Fünfzig Jahre später ist sie Massenware. Keinen Entwicklungs-Techniker der Welt interessiert es, ob ich eine spezielle Erfindung für sinnvoll halte. Wozu fragst Du mich das?
VH :Ich stelle die Frage anders: In die Entwicklung der Raumfahrt werden immense Summen gesteckt ...
hajo. :... was uns unter anderem schon Wetterkarten von MeteoSat, Satelliten-Fernsehen, Sky-DSL und GRPS-Handys beschert hat ...
VH :... und doch sind die gängigen Transportmittel weit hinter den heutigen Möglichkeiten zurück. Die Ursachen sind bekannt: Raumfahrt muß man sich erst einmal leisten können. Selbst das ehrgezige Amerika muß sparen -- auch auf Kosten der Sicherheit. Wäre es da nicht sinnvoller, den Himmel einfach noch ein paar Jahre warten zu lassen?
hajo. :Vermutlich wäre es wesentlich sinnvoller, etwas kürzer zu treten und zum Ausgleich einen globalen "Interessenverband Weltall" zu bilden. So könnten mehr Länder mit weniger Aufwand wesentlich effektiver vorankommen und trotzdem den "Problemen hier unten" besser gerecht werden. Die Idee ist gar nicht neu, und offenbar ist sie sogar profitabel, denn erste zarte Anfänge davon sind tatsächlich schon zu sehen.
 Mit der Raumfahrt ist es wie mit dem Fliegen: Sie ist ein uralter Menschheits-Traum. So etwas läßt man sich nicht einfach ausreden. Solange allerdings nationale Eitelkeiten und patentrechtliche Profitgier auf diesem Gebiet mehr zählen als der allen Menschen eigene Wunsch, die Welt von oben sehen zu können ... --
so lange werde ich Unfälle wie bei der "Challenger" oder der "Columbia" nicht als Tragödien oder zumindest beklagenswerte Rückschläge werten, sondern als den vermeidbaren Preis für bornierten Geiz.
VH :Wenn ich Dich so höre, wünschte ich, Du trügest Deine Narrenkappe ...
hajo. :Auch wenn ich Dir in der Figur des Narren antworten würde, wäre meine Antwort wohl nicht sehr lustig. Mir fiele allerdings noch eine bittere Pointe ein ...
VH :Nämlich?
hajo. :Daß der eben erwähnte Preis von den Falschen bezahlt wird.
Februar 2003